Viele nutzen den aktuellen niedrigen Zinssatz, um sich eine Eigentumswohnung zu kaufen. Vielleicht wittern auch Sie eine günstige Gelegenheit, sich endlich den Traum einer eigenen Wohnung zu ermöglichen. Doch ein unbedachte Immobilienkauf kann schnell in die Schuldenfalle führen. So warnen Experten davor, dass „billiges“ Geld schnell dazu verleiht, sich zu verschulden. Die Schuldenfalle ist also für viele Menschen nicht weit. Um diese zu vermeiden und sicherzugehen, dass man den Kredit auch abbezahlen kann, gibt es einige Kriterien zu erfüllen.

Schuldenfalle: Eigentumswohnung

Baufinanzierungszinsen besonders niedrig

Aktuell befinden sich die Zinsen im Bereich der Baufinanzierung auf einem besonders niedrigen Niveau. Für viele scheint der Zeitpunkt nahezu perfekt, um sich genau jetzt einen Kredit für eine Eigentumswohnung zu nehmen. Je nachdem, wie viele Jahre der Kredit samt der Zinsbindung nun laufen soll, liegen die Zinsen unterschiedliche hoch.

Während die Baufinanzierungszinsen vor einigen Jahren noch bei durchschnittlich 5 Prozent und zuvor sogar bei 6 bis 10 Prozent lagen, liegen sie mittlerweile deutlich unter 2 Prozent.

Doch wie lange bleibt das Zinsniveau noch so niedrig? Eine Frage, die sich viele stellen und die Angst macht. Das Zinsniveau wird aktuell von der EZB, der Europäischen Zentralbank extra niedrige gehalten. So ist es möglich, die europäische Konjunktur zu unterstützen, was vor allem auch auf die süßeuropäischen Staaten zutrifft. Sollten diese Faktoren irgendwann wegfallen, so besteht natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen wieder steigen. Experten gehen aktuell sogar davon aus.

Der Kauf eines Wohneigentum sollte immer sehr gut überlegt sein. Hier sollten immer mehrere Faktoren in die Überlegung mit einbezogen werden, damit die Schuldenfalle nicht zuschnappt.

Preissteigerung der Eigentumswohnungen

Im Gegensatz zu früher sind die Eigentumswohnungen wesentlich teurer geworden. Das bedeutet also auch, dass Sie ein höheres Darlehen benötigen, welches Sie mehrere Jahre abbezahlen müssen. Aufgrund dieser Tatsache relativieren dich die finanziellen Vorteile durch die niedrigen Zinsen samt der Zinsbindung wesentlich.

Die Preise sind in den letzten Jahren von 2004 bis 2020 von durchschnittlich 1.448 Euro pro Quadratmeter bis auf 2.716 Euro pro Quadratmeter angestiegen. Bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße sind das zusätzliche Kosten, welche auf keinen Fall unterschätzt und gut überlegt werden sollten.

Sicherheitsgefühl durch niedrige Zinsen

Schaut man sich die aktuellen Zinsen genauer an, so sind diese natürlich wesentlich niedriger als vor einigen Jahren. Die Kombination von niedrigem Zins, langer Zinsbindung und monatlich niedriger Tilgung soll Ihnen ein Gefühl der Sicherheit geben. Vielleicht gehen auch Sie von einer dauerhaft niedrigen Belastung aus. Das kommt vor allem dann vor, wenn man sich für eine kurze Zinsbindungsfrist entscheidet, bei denen die Tilgung auch mit den niedrigsten Zinssätzen berechnet werden.

Doch Achtung:

  • Wenn die Zinsen über die Jahre und bis zum Ende Ihrer Zinsbindungsfrist steigen, so ist die Anschlussfinanzierung ohne Schufa nur zu den aktuell höheren Zinsen möglich. Das führt auch dazu, dass der Betrag, den Sie abbezahlen müssen, wächst.
  • Wenn Sie die nun höhere Belastung nicht mit eingeplant haben, so können die Kreditraten schnell die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigen, was zu einer Überschuldung führt. Die Schuldenfalle schnapp unerbittlich zu.
  • Wenn Sie als Kreditnehmer in diese Schuldenfalle gelangen, so kann es im schlimmsten Fall passieren, dass Sie Ihr Eigenheim, welche Sie der Bank als Sicherheit gegeben haben, wieder verlieren. Trotzdem werden Sie zur Rückzahlung des Darlehens, zumindest eines Restbetrags, verpflichtet.
  • Allerdings kann es auch zu einer Insolvenz kommen, die Sie durch ihr Einkommen finanzieren müssen. Im schlimmsten Falle kommt es zu einer Arbeitslosigkeit die durch Krankheit hervorgerufen wurde.

Wir möchten Ihnen dazu ein kleines Beispiel geben:

  • Nehmen wir an, Sie haben sich ein Darlehen von 100.000 Euro genommen. Dieser Betrag wird zu 1,5 Prozent getilgt, was eine jährliche Beschwerung von 2.500 Euro bedeutet bzw. eine monatliche Rate von 208,33 Euro.

  • Wenn nun die 10 Jahre Zinsbindungsfrist abgelaufen ist, haben Sie von Ihrem Darlehen erst 10 Prozent getilgt. Das bedeutet, dass noch 90.000 Euro für die Abschlussfinanzierung benötigt werden.

  • Wenn nun das Zinsniveau auf 3 Prozent gestiegen ist, so erhöht sich die monatliche Belastung schon auf 300 Euro. Müssen Sie das Anschlussdarlehen jedoch zu 5 Prozent verzinsen, so liegt die monatliche Belastung bereits bei 450 Euro. Das ist bereits mehr als doppelt so hoch wie bei der ursprünglich festgelegten Kreditrate.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie auch während der Darlehenslaufzeit eine eventuell steigende Kreditbelastung einplanen. So ist es wichtig, bei der Beantragung des Kredits nicht Ihre vollkommenen finanziellen Möglichkeiten ausschöpfen, sondern immer für einen finanziellen Spielraum sorgen.

Niedrige Zinsen samt langer Zinsbindung

Wenn Sie sich eine Eigentumswohnung kaufen möchten, sollten Sie bei einem niedrigen Zinsniveau eine möglichst lange Zinsbindungsfrist fokussieren. Hier kommt es darauf an, dass Sie sich die niedrigen Zinssätze für eine möglichst lange Zeit sichern. Aufgrund der Tatsache, dass Sie durch die längere Zinsbindung eine größere Tilgungsleistung durchgeführt haben, brauchen Sie nur ein geringeres Anschlussdarlehen.

Mittlerweile gibt es Finanzinstitute, welche für Sie eine Zinsbindungsfrist von bis zu 30 Jahren gewährleisten. Eine Sicherheit, die Sie unbedingt anstreben sollten. Machen Sie also niemals den Fehler und wählen Sie nicht aufgrund der niedrigen Darlehenszinssätze eine kürzere Zinsbindungsfrist.

Hohe Tilgung bei niedrigen Zinsen

Je niedriger die Zinsen zum aktuellen Zeitpunkt sind, desto länger fällt die Laufzeit von einem Annuitätendarlehens aus.

  • Bei einer Immobilienfinanzierung vereinbaren die meisten ein Annuitätsdarlehen. Gleichbleibende Ratenhöhen, also die Summe aus den Zinsen und der Tilgung, sind hierfür ein klares Merkmal. Durch die fortlaufenden Darlehenstilgungen wird der Zinsanteil nach und nach weniger Dabei steigt die Tilgung selbst kontinuierlich an.
  • Damit Sie bei Zinsbindungsende nicht in die Schuldenfalle geraten, raten Experten dazu, bei Kreditabschlüssen mit niedrigen Zinsen hohe Tilgungen zu vereinbaren.
  • In der Regel wird ein Darlehen in jedem Jahr mit einem Prozent getilgt.

Damit Sie schnell wieder schuldenfrei sind, sollten Sie vor allem in den Niedrigzinsphasen versuchen, zwei, drei oder sogar fünf Prozent des Darlehens im Jahr zu tilgen.

Darum ist die hohe Tilgung während der niedrigen Zinsen wichtig

Wenn Sie bei kleinen Kreditzinsen nur ein Prozent im Jahr tilgen, benötigen Sie 50 Jahre oder länger, bevor Sie den kompletten Kredit abgezahlt haben und wieder schuldenfrei sind.

Dabei geht eine langsame Entschuldung für Sie auch mit vielen Risiken einher. So zum Beispiel durch die Schuldenfalle bzw. dem Ende der Zinsbindungsfrist. Vereinbaren Sie also bei einem niedrig verzinsten Darlehen immer auch erhöhte Tilgungen.

Sondertilgungen einbeziehen

Wenn Sie einen Kredit aufnehmen, sollten Sie mit Ihrer Bank Sondertilgungsrechte vereinbaren. So beschleunigt sich die Kredittilgung und Sie können bei Bedarf jährlich eine Extratilgung leisten. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Einige Banken sind hier nicht festgelegt, wieder andere ermöglichen einen maximalen festen Betrag, welcher ein bis zwei Mal im Jahr geleistet werden kann. Nur die wenigsten Banken lassen Ihnen hier komplett freie Hand.

Schuldenfalle Eigentumswohnung – so vermeiden Sie ein finanzielles Fiasko beim Wohnungskauf

Achten Sie beim Kauf Ihrer neuen Wohnung auf ihre Werthaltigkeit. So vermeiden Sie, dass Sie bei einem eventuellen Verlust bzw. Verkauf der Wohnung hohe Verluste erleiden müssen. Dazu empfiehlt es sich, dass Sie sich vor dem Wohnungskauf ein unabhängiges Wertgutachten einholen. So verhindern Sie einen überteuerten Kauf einer Immobilie.

Sehen Sie zusätzlich von einer vollständigen Fremdfinanzierung ab. Es ist empfehlenswert, mindestens 20 Prozent Eigenkapital vorzuweisen. Des Weiteren sollten Sie auch kein Eigenheim ausschließlich aufgrund der bei der Vermietung entstehenden steuerlichen Vorteile kaufen. Zu guter Letzt sollten Sie auf keinen Fall unter Zeitdruck stehen, sondern stets gründlich Vor- und Nachteile abwägen.

Erst dann, wenn wirklich alles passt, steht einem Wohnungskauf nichts mehr im Weg. Denn klar ist, dass selbst eine Wohnung die Schuldenfalle nicht wert ist!