Nachrangdarlehen sind in ihrem Aufbau vergleichbar mit einem normalen Ratenkredit. Allerdings haben sie einen deutlichen Unterschied: Im Insolvenzfall des Kreditnehmers werden sie nachrangig behandelt. Das heißt, der Darlehensgeber erhält erst dann eine mögliche Rückzahlung, wenn die erstrangigen Darlehen bedient wurden. Für den Geldgeber handelt es sich daher um eine Finanzierung, die ein hohes Ausfallrisiko hat. Dafür ist aber auch die Zinslast höher.

Nachrangdarlehen

Was ist wichtig zu wissen?

Bei einem Nachrangdarlehen oder einer Nachrangfinanzierung handelt es sich um eine Kreditart, die einen anderen Rang hat, als die Kredite anderer Kreditoren. Falls es beim Darlehensnehmer zu einer Insolvenz kommt, dann haben nachrangige Darlehen also keinen Anspruch auf erste Auszahlungen. Erst werden die Forderungen bedient, bei denen keine Rangrücktrittsvereinbarung besteht.

Nachrangdarlehen sind normalerweise Kredite, bei denen keine Sicherheiten zur Verfügung gestellt werden müssen. Das heißt aber nicht, dass der Kreditnehmer keine gute Bonität vorweisen muss. Häufig handelt es sich um Kredite, die durch private Anleger bedient und über Plattformen vermittelt werden. Die Betreiber der Plattformen beschäftigen sich mit der Frage, welches Risiko das jeweilige Nachrangdarlehen mit sich bringt.

Oft gibt es hier bestimmte Einstufungen, denen die Anfragen für einen Kredit unterzogen werden. Daher können Investoren sehen, wie hoch das Risiko ist, das sie eingehen. Bei einer sehr guten Bonität ist es geringer, als bei einem Unternehmen oder einem Projekt, das eine weniger gute Bonität aufweist.

Für den Kreditnehmer hat ein Nachrangdarlehen den Vorteil, dass er ein Darlehen bekommen kann, wenn ein Bankkredit nicht gewährt wird. Der Bankkredit ist in Deutschland ein Finanzinstrument, das eine hohe Sicherheit im Hintergrund benötigt.

In der Regel erhalten nur Unternehmen ein Nachrangdarlehen. Für private Personen wird dieses nicht zur Verfügung gestellt. In der Wertung des Unternehmens gelten sie als Mezzanine-Kapital.

Wichtig: Der Rangrücktritt gilt nicht nur gegenüber anderen Krediten. Auch Forderungen aus Bestellungen, Lieferungen und Leistungen werden im Insolvenzfall zuerst zurückgezahlt.

Was sind partiarische Nachrangdarlehen?

Dieses Finanzinstrument ist ein Sonderfall. Bei der genannten Darlehensform wird der Kreditgeber nicht durch Zinsen bezahlt. Er bekommt stattdessen eine Gewinnbeteiligung. Es handelt sich hierbei um den vereinbarten Anteil, der vom Umsatz oder auch vom Gewinn gezahlt wird. Diese Form ist nur für eine Unternehmensfinanzierung möglich und sollte nur dann genutzt werden, wenn der Kreditgeber auch wirklich eine Chance für das Unternehmen und sein Angebot sieht.

Wann ist das generell sinnvoll? Wenn ein Kreditgeber darüber nachdenkt, ein Nachrangdarlehen zu geben, dann ist es wichtig zu schauen, ob es lohnenswert ist, hier eine Beteiligung an dem Gewinn in Anspruch zu nehmen. Abhängig von der Kreditsumme kann es einige Zeit dauern, bis sich die Investition dann auch amortisiert.

Über wen kann ein Nachrangdarlehen in Anspruch genommen werden?

Wenn ein Kreditnehmer gerne ein Nachrangdarlehen in Anspruch nehmen möchte, dann braucht er auch eine Anlaufstelle, an die er sich wenden kann. Das ist heute gar nicht so einfach, da es zahlreiche Anbieter gibt, die das Nachrangdarlehen zwar zur Verfügung stellen, dabei aber nicht unbedingt eine seriöse Anlaufstelle darstellen. Bei der Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen gibt es Listen, die einsehbar sind und anzeigen, welche Anbieter in dem Zusammenhang mit dem Nachrangdarlehen nicht seriös sind.

Probleme gibt es in erster Linie in Bezug auf die Höhe der Zinsen, die hier gefordert werden. Natürlich birgt ein Nachrangdarlehen für den Kreditgeber ein hohes Risiko. Das rechtfertigt jedoch keinen Wucher, wenn es um die Zinsen geht.

Gut zu wissen: Auch regionale Banken bieten das Nachrangdarlehen an. Es wird jedoch unter ganz anderen Konditionen zur Verfügung gestellt, als es bei einem normalen Kredit oder einem Immobilienkredit mit Beleihungswert der Fall ist. Tatsächlich ist es dennoch lohnenswert, hier zu schauen, welche Angebote es gibt und wie die Summen beglichen werden können.

Welche Vorteile bringt ein Nachrangdarlehen mit sich?

Ob ein Nachrangdarlehen eine gute Lösung darstellt, lässt sich unter anderem an den Vorteilen erkennen. Diese sind:

  • Es braucht keine hohen Sicherheiten. Gerade dann, wenn sich ein Unternehmen noch in der Startphase befindet, ist es gut möglich, dass noch gar keine großen Sicherheiten oder ein Beleihungswert für ein besichertes Darlehen zur Verfügung stehen.
  • Die Erweiterung von Krediten kann sehr gut mit einem Nachrangdarlehen durchgeführt werden. Wer bereits als Unternehmer eines oder mehrere Darlehen hat, aber noch immer Guthaben benötigt, der kann sich um ein Nachrangdarlehen bemühen.
  • Eine Verbesserung der Eigenkapital-Quote erfolgt unter anderem auch dann, wenn Unternehmen ein zusätzliches wirtschaftliches Eigenkapital erhalten. Dieses wird durch ein Nachrangdarlehen angeboten.
  • Für Anleger ist ein Nachrangdarlehen ebenfalls eine sehr gute Option, um sich hohe Renditen sichern zu können.

Welche Nachteile bringt ein Nachrangdarlehen mit sich?

Beim Abwägen, ob eine Nachrangfinanzierung in Anspruch genommen oder auch finanziert werden sollte, ist es wichtig, sich nicht nur über die Vorteile, sondern auch über die Nachteile zu informieren. Dazu gehören:

  • Für die Kreditnehmer stehen hohe Zinsen im Fokus. Wer ein Nachrangdarlehen möchte, der muss auch damit rechnen, dass er hohe Zinsen zahlt. Das heißt, die Laufzeiten sind länger als bei einem normalen Darlehen.
  • Auch ein Nachrangkredit muss bedient werden. Daher ist es wichtig zu berücksichtigen, dass es nicht zu Zahlungsausfällen kommen darf.
  • Anleger gehen ein sehr hohes Risiko ein, wenn sie sich dafür entscheiden, in diese Form der Kredite zu investieren.

Das Nachrangdarlehen in der Baufinanzierung

Nicht nur Unternehmen profitieren von den Vorteilen, die diese Form der Finanzierung mit sich bringt. Auch in Bezug auf eine Immobilie kann es sich lohnen, über eine Nachrangfinanzierung nachzudenken. Der normale Immobilienkredit wird als Grundschuld in das Grundbuch eingetragen. Das ist ebenfalls der Fall, wenn es sich um einen Kredit mit einer Rangrücktrittserklärung handelt. Hier gibt es aber einige Punkte zu beachten.

So erfolgt die Eintragung der Grundschuld durch die Bank bei einem Nachrangdarlehen nicht auf dem ersten Rang, sondern auf dem zweiten Rang. Wenn der Darlehensnehmer nicht mehr in der Lage sein sollte, seine Darlehen zu bedienen, kann die Immobilie in die Zwangsversteigerung gehen. Der Erlös, der hier gewonnen wird, wird dann nach Rängen verteilt. Wenn sich ein Gläubiger auf dem ersten Rang befindet, wird er direkt bedient. Wenn noch etwas vom Erlös übrig ist, dann wir der Gläubiger aus dem Nachrangdarlehen bedient.

Für die Banken ist das Darlehen also mit einem sehr hohen Risiko verbunden. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Zinsen hier deutlich höher ausfallen. Gleichzeitig wird aber auch ein Immobilienkredit, der nach dem Nachrangdarlehen aufgenommen wird, auf den Rang darüber gesetzt. Dadurch eröffnen sich wieder neue Möglichkeiten.

Grundsätzlich kann diese Form des Darlehens für verschiedene Optionen genutzt werden:

  1. Engpässe überbrücken

Eine Baufinanzierung oder der Kauf und Umbau einer Finanzierung stehen normalerweise auf festen Pfeilern. Förderdarlehen oder auch Finanzierungen aus einem Bausparvertrag und Immobilienkredite gehen hier Hand in Hand. Dennoch kann es passieren, dass es beim Hausbau zu ungeplanten Kosten kommt, die über dem Budget liegen. In dem Fall ist es möglich, mit einem Nachrangdarlehen Engpässe zu überbrücken und eine Nachfinanzierung durchzuführen. Dies sollte aber immer nur dann erfolgen, wenn auch eine weitere Rate bedient werden kann.

  1. Umbau und Ausbau

Es kann auch sein, dass eine Immobilie gekauft wurde und jetzt finanziert wird. Nun kommt es darauf an, was weiter mit dem Haus passieren soll. Es besteht die Möglichkeit, einen Umbau oder einen Ausbau zu planen. Nicht immer kann nun aber eine Nachfinanzierung über den Immobilienkredit erfolgen. Auch an dieser Stelle ist es sinnvoll, über ein Nachrangdarlehen nachzudenken.

  1. Eigenkapital vorlegen

Die Zinsen für eine Baufinanzierung sowie die Zusage durch die Bank hängen nicht selten von der Frage ab, wie hoch das Eigenkapital ist, welches die Darlehensnehmer mitbringen. Wer kein Eigenkapital hat, der kann darüber nachdenken, ob er dieses mit einem Nachrangdarlehen simulieren kann. Aber auch hier ist es wichtig zu bedenken, dass ein Nachrangdarlehen mit monatlichen Raten zu bedienen ist. Das heißt, sowohl die Baufinanzierung als auch das Nachrangdarlehen sollten getragen werden können.

Ein Beispiel für die Nutzung als Eigenkapital:

Eine Familie finanziert eine Immobilie und der Immobilienkredit soll nun erhöht und verlängert werden. Es ist derzeit aber kein Eigenkapital vorhanden, das der Bank vorgelegt werden kann. Für die Bank ist der Immobilienkredit daher eher ein Risiko. Es kann nun, um für einen höheren Betrag günstigere Zinsen zu erhalten, sinnvoll sein, ein Nachrangdarlehen aufzunehmen. Dieses wird auf dem zweiten Rang in der Grundschuld eingetragen.

Wenn jetzt die Verlängerung oder Erhöhung des Immobilienkredites erfolgt, wird die Bank die Bonität abfragen. Hier sieht sie, dass ein Nachrangdarlehen auf der Immobilie lastet. Für die Bank hat das jedoch keine Relevanz. Grund dafür ist, dass sie mit einem neuen Immobiliendarlehen auf einen höheren Rang gesetzt wird.

An wen kann ich mich für ein Nachrangdarlehen wenden?

Die Bank ist eine der ersten Anlaufstellen, wenn es darum geht, für die Baufinanzierung ein Nachrangdarlehen zu erhalten. Dabei ist es möglich, auch mit anderen Stellen zu sprechen und hier möglicherweise einen Kredit mit besseren Konditionen zu vereinbaren. So ist es teilweise möglich, mit der KfW-Bank auch ein Nachrangdarlehen abzuschließen oder bei regionalen Förderprogrammen eine Unterstützung zu erhalten.

Viele Menschen nutzen auch das Privatdarlehen. Freunde und Verwandte sind oft bereit, sich nachrangig eintragen zu lassen. Hierbei ist es aber dennoch wichtig, einen verbindlichen Vertrag zu vereinbaren, damit es im Falle von Rückzahlungsproblemen sichergestellt ist, dass diese Kreditvergabe in die Insolvenz als Gläubiger mit aufgenommen wird.