Normalerweise kann gesagt werden, dass niemand einfach mal eben so einen Kredit aufnimmt. Die Kreditaufnahme hat also in der Regel einen Grund. Sei es eine Umschuldung, um mehrere Ratenkredite zusammenzufassen, das Baudarlehen, um sich ein Haus zu kaufen oder aber der Sofortkredit bzw. ein Privatkredit, um sich andere Dinge zu leisten, wofür aktuell das Geld fehlt. Auch der Dispokredit ist in Verbindung mit einem Girokonto und einer positiven Bonität gern gesehen und für viele verlockend. Doch Achtung, es ist nicht alles Gold, was glänzt. In diesem Ratgeber wollen wir Sie über die häufigsten Fehler bei der Kreditaufnahme informieren, damit Sie genau diese Fehler vermeiden können.

Die häufigsten Fehler bei der Kreditaufnahme

Der Verkäufer ersetzt keinen Berater

Die Bankangestellten werden natürlich auch gerne als Kreditberater betitelt und stehen hier für Fragen zur Seite. Allerdings sollten Sie wissen, dass der Bankangestellte natürlich das Bestmögliche für seine Bank rausholen will. Das bedeutet auch, dass sie in erster Linie vor allem als Verkäufer für bankinterne Produkte sind. Selbst wenn Sie schon viele Jahre lang Kunde dieser Bank sind, sollten Sie stets den Kreditvergleich wagen und sich auch über andere Möglichkeiten informieren. Nur so sind Sie für das Verkaufsgespräch bestens vorbereitet.

Schlecht auf das Kreditgespräch vorbereitet

Wichtig ist es, dass Sie sich auf das Kreditgespräch gut vorbereiten. Bei einem Kreditantrag sollten Sie diesen nicht blind unterschreiben, sondern wissen, auf was Sie sich einlassen. Aus diesem Grund raten wir Ihnen dazu, im Vorfeld genauer zu recherchieren. Das betrifft unter anderem den Kapitalmarkt sowie die Zinssituation. Des Weiteren sollten Sie alle notwenigen Unterlagen zur Hand haben und auch die Selbstauskunft bei der SCHUFA schadet nicht, um die eigene Bonität zu testen. Dazu gehören Gehaltsabrechnungen, Verträge über weitere Kredite sowie allfällige Sicherheiten. Versuchen Sie stets, das Gesprächsklima angenehm zu gestalten. So sollten Sie sich auch im Klaren darüber sein, dass es sich bei Bankangestellten um Menschen handelt, welche nicht ausschließlich nach Fakten handeln. Auch persönliche Elemente, wie die Sympathie, wirken bei der Kreditvergabe mit und können darüber entscheiden, ob der Kreditvertrag zustande kommt oder nicht.

Nicht das erstbeste Angebot zusagen

Aktuell buhlen die Banken um die Kunden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie sich die Zeit nehmen und einen Kreditvergleich machen. Nehmen Sie also auf keinen Fall das erste Angebot an, welches Ihnen zum Beispiel von Ihrer Hausbank gemacht wurde. Nehmen Sie es mit und nutzen Sie einen kostenlosen Kreditrechner. Dieser errechnet auch andere Kredite mit gleicher Kreditsumme. Dabei werden Zinsen, bzw. Effektivzinsen einberechnet, sodass Sie stets wissen, welche Angebote sich lohnen und welche überteuert sind. Unterm Strich sollten Sie sich mindestens fünf unterschiedliche Kreditangebote einholen, sodass Sie im Anschluss eine solide Grundlage haben. Wenn eine andere Bank günstiger ist, so können Sie die Angebote auch bei der Hausbank vorlegen, um zu schauen, ob diese das alte Angebot überarbeitet.

Achtung bei den Zinsen

Es gibt sowohl die variablen Zinsen als auch die fixen Zinsen. Fixe Zinsen bedeutet in dem Fall, dass Sie ganz genau wissen, wie viel Sie jeden Monat zurückzahlen müssen. Das ist der wohl auch größte Vorteil. Natürlich gibt es auch hier Nachteile. Wenn sich während der Kreditlaufzeit die Kapitalmarktsituation zu Ihren Gunsten verändern würde, so ändert sich auch nichts an Ihren Zinsen. Diese bleiben also immer gleich hoch, egal, was passiert, Von Vorteil ist auch, dass die Kreditzinsen somit auch nicht ansteigen können. Eine Zinsbindung bietet Ihnen also auch Schutz und zeigt stets den exakten Kreditbetrag an, den Sie nun zu festen Raten tilgen müssen.

Bei den variablen Zinsen ist das anders, denn diese sind auch an den Geldmarkt gebunden. Das bedeutet, dass diese sowohl fallen als auch ansteigen können. Sie können also sowohl Glück als auch Pech haben. Leider wissen Sie nun nicht, wie sich die Zinsen in den kommenden Jahren entwickeln werden. In der Regel ist es jedoch so, dass die Banken mit niedrigen Zinsen werben, wobei diese Zinsen oft nur für Personen mit einer hervorragenden Bonität zählen.

Gebühren nicht vergessen

Bei dem Abschluss von einem Darlehensvertrag sollten Sie auch die Gebühren gut im Blick haben. So kommen zu den Monatsraten nicht selten auch Gebühren und Spesen hinzu. So können diese zum Beispiel auch einen prozentuellen Anteil an der Kreditsumme ausmachen, was natürlich dazu führt, dass die Gesamtschulden schnell in die Höhe schnellen. Normalerweise lassen sich die Kreditgebühren mit den einzelnen Banken aber recht gut verhandeln. Sie sollten diese also bei dem Darlehensantrag auf jeden Fall mit ansprechen.

Versicherung wirklich wichtig?

Viele Banken wünschen sich eine Sicherheit, damit auch die Restschuld beglichen wird. Hierbei handelt es sich um die Restschuldversicherung, welche von den Banken zum Kredit mit angeboten werden. Sollten Sie also sterben, so würde die Versicherung im Todesfall die Restschuld begleichen. Allerdings ist es nicht selten, dass der Kreditnehmer selbst eine Lebensversicherung hat. Diese kann für den Kredit vinkuliert werden. Es ist also wichtig, dass Sie vor dem Termin bei der Bank alle Policen durchgehen, um zu sehen, ob Sie nicht vielleicht schon ausreichend versichert sind. So kann es sehr gut sein, dass die Versicherung der Restschuld unnötig ist und nur zusätzliche Ausgaben verursachen würde.

Überschätzen Sie sich nicht

Einer der größten Fehler, den Sie machen können, ist, dass Sie sich selbst überschätzen. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass es sich bei dem Kredit um eine Finanzierungsform handelt, welche Sie für die nächsten Jahre begleiten wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie eine Haushaltsrechnung machen. Mit der Haushaltsrechnung stellen Sie fest, wie viel Geld Sie jeden Monat übrig haben.

Stellen Sie dafür die Einnahmen auf die eine Seite und die Ausgaben auf die andere. So können Sie nun das frei verfügbare Einkommen errechnen. Dabei ist es aber wichtig, dass Sie stets ehrlich zu sich selbst sind und keinerlei Kosten herunterrechnen, nur um schlussendlich ein besseres Ergebnis zu haben. Bitte setzen Sie nun auch nicht das komplette frei verfügbare Einkommen für den Kredit ein, sondern planen Sie auch immer ein wenig Geld für unvorhergesehene Ereignisse ein.

Tilgung richtig berechnen

Bei der Tilgung handelt es sich um die Summe, welche Sie im Monat abbezahlen möchten. Mit der Höhe der Tilgung lässt sich also auch die Kreditlaufzeit berechnen. Doch auch hier warten Fehler. Berechnen Sie die Tilgung also niemals zu vorsichtig. Damit könnten Sie die Kreditkosten in die Höhe treiben. Natürlich sollten Sie sicher sein, dass Sie die Kreditraten auch wirklich aufbringen können, Sie müssen dabei aber nicht auf jede Eventualität vorbereitet sein. So kann die Tilgung von einem Immobilienkredit zum Beispiel ungefähr der Kaltmiete entsprechen.

Des Weiteren dürfen aber auch Rücklagen oder Bausparverträge mit in die Tilgung einfließen. Denn umso schneller sind Sie wieder schuldenfrei und haben den Kredit komplett zurückgezahlt. Denn seien Sie sicher, wenn die Rückzahlung der kompletten Darlehenssumme auf 30 Jahre oder länger festgelegt ist, ist das ganz bestimmt nicht in Ihrem Sinne. Ein Kredit sollte immer so schnell es geht zurückgezahlt werden.

Sondertilgungsrechte vergessen

Ein Sondertilgungsrecht gibt Ihnen die Möglichkeit, nach einem guten Jahr einen großen Teil des Kredites außerplanmäßig zurückzuzahlen. Je schneller der Kredit abbezahlt ist, desto weniger Zinsen fallen dafür an. Der Vorteil der Sondertilgung ist, dass Sie zu dieser Zahlung nicht verpflichtet sind. Kommen also unerwartete Ausgaben auf Sie zu, läuft der Kredit einfach weiter wie geplant. Bei der Kreditaufnahme dürfen die Sonderzahlung aber nicht in den effektiven Zinssatz eingerechnet werden. Dies würde die Kosten wahrscheinlich zu niedrig wiedergeben, weil Sie die Sonderzahlung nicht in jedem Jahr in vollem Umfang nutzen werden.

Beachten Sie das Eigenkapital – aber richtig

Es ist ratsam, dass die Summe des Kredites immer so niedrig wie möglich angesetzt wird. Dabei ist es wichtig, auch das Eigenkapital vom Kreditnehmer mit einzuberechnen. Allerdings kann auch eine Unterfinanzierung recht teuer sein. Sind die Zinsen also zum Beispiel sehr niedrig, so kann es sinnvoll sein, dass der alte Bausparvertrag oder aber ähnliche Ersparnisse erstmaligen gelassen werden. Allerdings ist das wirklich nur sehr selten der Fall. Wichtig ist auch, dass zum Beispiel Fondanteile nicht immer den gleichen Gewinn bringen und diese schnell schwanken.

Das trifft auch auf Aktien oder Kryptowährung zu. Wenn Sie diese nicht als Eigenkapital einrechnen, damit die Darlehenssumme etwas niedriger ausfällt, so wird es einem Risiko von einem Aktienkauf auf Kredit entsprechen. Handelt es sich aber um Bundeswertpapiere, so werden die meist guten Zinsen häufig zulasten aktueller Kursgewinne überschätzt. Dabei wäre auch hier der Verkauf normalerweise besser als eine höhere Darlehenssumme zu beantragen. Allerdings ist es oft nicht möglich, dass langfristige Geldanlagen kurzfristig gekündigt werden. Dabei könnte man Sie allerdings ein Jahr später für Sondertilgungen nutzen oder aber als Sicherheit angegeben werden.

Zinsbindung falsch berechnet

Es kommt immer wieder vor, dass ein Kredit, vor allem große Summen, über viele Jahren hin abgezahlt werden müssen. Bei der Kreditanfrage sollten Sie das auf jeden Fall beachten. Sie binden sich über einen längeren Zeitraum. Allerdings ist es nicht selten, dass der Kreditanbieter die Zinsbindung nur über zehn Jahre gewährleistet. Das ist ganz normal und bedeutet nicht, dass dieser Kreditanbieter direkt unseriös ist.

Allerdings sollten Sie das vorher wissen. Wenn Sie jetzt noch eine Restschuld haben, muss eine Anschlussfinanzierung samt neuem Tilgungssatz vereinbart werden. Vor allem bei den aktuellen niedrigen Zinsen kann nicht unbedingt erwartet werden, dass diese in den nächsten Jahren nochmal besser geben wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie die Kosten daher auch mit einem höheren Anschlusszins durchrechnen sollten, damit Sie den tatsächlichen Vorteil von einem hohen Tilgungssatz vom Kreditbetrag besser abschätzen können.